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Könnten Sie in einem alten Zugwaggon leben?

Wenn du an einen verlassenen Zugwaggon denkst, stellst du dir wahrscheinlich rostiges Metall, kaputte Sitze und jahrelangen Staub vor. Es ist schwer vorstellbar, dass jemand einen solchen Ort sein „Zuhause“ nennt, oder? Aber was wäre, wenn ich Ihnen sage, dass das nicht so bleiben muss? Mit ein wenig Weitblick und viel Kreativität lässt sich ein alter Eisenbahnwaggon in etwas ganz Besonderes verwandeln.

Und genau das hat dieser ältere Mann getan. Nachdem er sein Zuhause verloren hatte, konnte er nirgendwo mehr hin, bis er in einem vergessenen Rangierbahnhof einen verlassenen Eisenbahnwaggon fand. Zunächst war er nichts weiter als eine dunkle, leblose Kiste mit abblätternder Farbe und zerbrochenen Fenstern. Aber mit Entschlossenheit und klugem Denken verwandelte er es in das unerwartetste und charmanteste kleine Haus.

Sehen Sie sich die atemberaubende Verwandlung auf der nächsten Seite an! Du wirst nicht glauben, was da drin ist.

Zunächst war der Waggon alles andere als wohnlich. Er war eiskalt, voller Schmutz und roch nach Rost und Öl. Aber da er nirgendwo anders hin konnte, krempelte er seine Ärmel hoch und machte sich an die Arbeit.

Er begann mit dem Nötigsten – er dichtete die Ritzen ab, um die Kälte draußen zu halten, und räumte das Chaos im Inneren auf. Aber das war noch nicht alles. Er nutzte alte Zugteile, um aus Metallträgern Regale und Zugsitze für eine gemütliche Sitzecke zu bauen.

Und die Außenseite? Auch das wurde neu gestaltet! Mit einem neuen Anstrich, einigen Holzstufen und kleinen solarbetriebenen Lichtern sah der alte Zugwaggon nun wie ein richtiges Zuhause aus.

Aber die beeindruckendste Veränderung fand im Inneren statt. Auf der nächsten Seite sehen Sie, wie beeindruckend dieser Waggon geworden ist!

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Seit 70 Jahren lebt ein 87-jähriger Mann namens Robert in einem Haus, das sich von allen anderen unterscheidet. Es ist vollständig aus natürlichen Materialien gebaut – Zweigen, Reben und Blättern – und fügt sich in den umliegenden Wald ein. Was jedoch wirklich bemerkenswert ist, ist die Tatsache, dass Robert sein Haus noch nie gereinigt hat – nicht ein einziges Mal in sieben Jahrzehnten.

Von außen sieht es aus wie eine skurrile Schöpfung der Natur: Äste, die wie ein riesiges Vogelnest ineinander verwoben sind, Moos, das an den Wänden klebt, und Ranken, die wie Vorhänge herabhängen. Doch im Inneren ist Roberts Haus mehr als nur ein Unterschlupf – es ist ein Meisterwerk an Einfallsreichtum und Kreativität, das von modernen Händen unberührt ist.

Trotz des jahrzehntelangen natürlichen Verfalls ist das Haus stabil geblieben. Die Äste, die die Wände und das Dach bilden, sind anmutig gealtert, ihre Rinde ist verwittert, aber robust. Der Boden, bedeckt mit Schichten aus verdichtetem Laub, fühlt sich unter den Füßen weich an. „Ich empfinde ihn nicht als schmutzig“, sagt Robert. „Dieses Haus ist lebendig. Es ist ein Teil des Waldes, genau wie ich.“

Der faszinierendste Teil von Roberts Haus ist die Art und Weise, wie es eine Geschichte erzählt. In einer Ecke können Besucher winzige Schnitzereien sehen, die in die Äste geätzt wurden. Robert verrät, dass diese Markierungen von seiner verstorbenen Frau stammen, die beim Bau des Hauses half, als sie frisch verheiratet waren. Einige Schnitzereien sind einfache Formen, während andere Worte der Weisheit sind: „Wachse mit den Bäumen “ und „Zuhause ist dort, wo das Herz ruht.“

Im Laufe der Jahre hat Robert nur wenig mehr hinzugefügt als das, was der Wald bietet. Heruntergefallene Äste werden zu Regalen, glatte Steine säumen den Weg zum Eingang, und oft nisten Vögel über ihm – willkommene Gäste, sagt er, in einem Haus, das er mit der Natur teilt. Es gibt keinen Strom, keine Sanitäranlagen und keine Schlösser. „Wenn der Wind reinkommen kann, kann auch die Freundlichkeit reinkommen“, lächelt er.

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Deutschland ist heute eine der vielfältigsten Gesellschaften Europas. Menschen aus über 190 Nationen leben, arbeiten und gestalten hier gemeinsam den Alltag. In Großstädten wie Berlin, Frankfurt oder Köln ist Vielfalt längst gelebte Realität: verschiedene Sprachen, Kulturen, Religionen und Lebensstile treffen aufeinander – oft Tür an Tür.

Doch was bedeutet diese Vielfalt im Alltag wirklich? Wie gut funktioniert Integration? Ist Deutschland tatsächlich so bunt, wie es oft beschrieben wird – oder gibt es noch viele ungenutzte Chancen und gesellschaftliche Spannungen?


Deutschland als Einwanderungsland – Zahlen und Fakten

Spätestens seit den 1950er-Jahren, mit der Anwerbung der sogenannten „Gastarbeiter“ aus Ländern wie Italien, Türkei, Griechenland oder Jugoslawien, wurde Deutschland faktisch ein Einwanderungsland – auch wenn diese Realität lange politisch nicht anerkannt wurde.

Heute haben rund 30 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund, in manchen Großstädten liegt dieser Anteil sogar bei über 50 Prozent. Menschen mit türkischen, polnischen, syrischen, russischen, arabischen, vietnamesischen, afrikanischen oder lateinamerikanischen Wurzeln sind längst Teil des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland.

Vielfalt ist keine Ausnahme mehr – sie ist Normalität.


Kultureller Reichtum – Musik, Küche, Sprache und mehr

Die kulturelle Vielfalt hat Deutschland auf vielen Ebenen bereichert. Kulinarisch ist die Auswahl heute so international wie nie zuvor: Döner, Pho, Sushi, Falafel oder Empanadas sind genauso Alltag wie Sauerkraut und Bratwurst.

Auch in der Musik- und Modeszene prägen Künstler mit Migrationsbiografien die Trends. Deutschrap – eines der populärsten Musikgenres bei Jugendlichen – ist stark durch migrantische Stimmen geprägt. Künstler wie Luciano, Eno oder Nura erzählen von Identität, Herkunft und Zugehörigkeit auf ihre eigene Art.

In der Sprache finden sich ebenfalls Spuren der Vielfalt: Türkischstämmige, arabische oder englische Wörter sind längst Teil der Jugendsprache. Diese Mischung wird von vielen als authentischer Ausdruck einer multikulturellen Gesellschaft verstanden – auch wenn sie mancherorts auf Ablehnung stößt.


Integration – ein Prozess mit vielen Facetten

Integration ist keine Einbahnstraße. Es geht nicht nur darum, dass Menschen mit Migrationsgeschichte sich „anpassen“. Vielmehr ist Integration ein wechselseitiger Prozess: Die Gesellschaft muss Offenheit zeigen, Räume schaffen, Diskriminierung abbauen und Teilhabe ermöglichen.

Dabei ist Integration mehr als Sprache oder Arbeit – sie betrifft Bildung, Wohnraum, politische Beteiligung, kulturelle Akzeptanz und soziale Anerkennung. In vielen Bereichen gibt es Fortschritte:

  • Bildung: Immer mehr junge Menschen mit Migrationshintergrund machen Abitur oder gehen an Universitäten.

  • Arbeitsmarkt: Migrantische Unternehmen schaffen Arbeitsplätze, viele Zuwanderer arbeiten erfolgreich in Handwerk, Pflege, Wissenschaft oder Gastronomie.

  • Politik: Menschen mit Migrationsgeschichte ziehen zunehmend in Parlamente, werden Bürgermeister oder engagieren sich in Parteien.

Doch die Realität bleibt oft widersprüchlich. Es gibt strukturelle Hürden – sei es bei der Wohnungssuche, der Anerkennung von Abschlüssen oder im Alltag, etwa durch Rassismus oder Vorurteile.


Diskriminierung und Rassismus – die unsichtbaren Grenzen

Trotz aller Fortschritte erleben viele Menschen in Deutschland Diskriminierung – sei es aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion, Sprache oder Herkunft. Laut Studien berichten insbesondere Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund regelmäßig von Benachteiligungen, etwa bei der Jobsuche oder im Bildungssystem.

Rassismus ist nicht immer laut und offensichtlich – oft zeigt er sich subtil: in abwertenden Blicken, herablassenden Kommentaren oder systemischen Ungleichheiten. Der Mord an Walter Lübcke, die Anschläge in Hanau oder Halle sowie das Erstarken rechtspopulistischer Strömungen zeigen, dass rassistische Ideologien noch immer gefährlich präsent sind.

Zugleich wächst die Gegenbewegung: Zivilgesellschaftliche Initiativen, Schülergruppen, Künstler, NGOs und engagierte Einzelpersonen setzen sich aktiv für Vielfalt, Toleranz und Menschenrechte ein.

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Die Jugend ist der Spiegel einer Gesellschaft im Wandel. In Deutschland hat sich die Jugendkultur in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert – beeinflusst durch soziale Medien, Globalisierung, Digitalisierung und politische Umbrüche. Jugendliche sind heute so vielfältig wie nie zuvor: in ihren Interessen, in ihrer Herkunft, in ihren Meinungen. Gleichzeitig stehen sie vor Herausforderungen, die frühere Generationen so nicht kannten.

Was also prägt die Jugendkultur in Deutschland heute? Welche Trends dominieren? Und mit welchen Herausforderungen müssen sich junge Menschen auseinandersetzen?


Vielfalt statt Einheitslook – Jugendkultur als Ausdruck von Individualität

In der Vergangenheit war Jugendkultur oft an bestimmte Gruppen gebunden: Punks, Goths, Skater oder Techno-Fans. Kleidung, Musik und Haltung bildeten eine klar erkennbare Identität. Heute ist die Jugendkultur fragmentierter. Es gibt nicht mehr die eine dominante Szene, sondern eine Vielzahl von Mikrokulturen, die sich oft digital formieren.

TikTok-Stars, E-Sport-Communities, Nachhaltigkeitsaktivisten, Anime-Fans oder Urban Artists – Jugendliche suchen sich heute ihre Identität aus vielen Bausteinen zusammen. Diese Vielfalt ermöglicht Individualität, schafft aber auch eine gewisse Orientierungslosigkeit. Die Grenzen zwischen Subkultur und Mainstream verschwimmen.


Digitale Heimat – Leben in der vernetzten Welt

Kaum ein Bereich prägt die Jugendkultur so stark wie die Digitalisierung. Das Smartphone ist ständiger Begleiter, Plattformen wie Instagram, TikTok, Snapchat und YouTube sind zentrale Orte des sozialen Lebens. Hier wird nicht nur kommuniziert, sondern auch Selbstdarstellung betrieben, Meinung gebildet und Kultur geschaffen.

Memes, Challenges, virale Trends oder Influencer-Idole sind fester Bestandteil des Alltags. Jugendliche gestalten Inhalte selbst, kommentieren, teilen, remixen. Die digitale Welt ist ihr natürlicher Raum – aber auch ein Ort ständiger Bewertung, Vergleich und psychischer Belastung.

Zugleich ermöglicht das Internet Zugang zu Bildung, politischer Information und globalen Bewegungen – von Fridays for Future bis Black Lives Matter. Digitale Jugendkultur ist deshalb nicht nur oberflächlich, sondern auch ein Ort politischer Mobilisierung.


Musik, Mode und Sprache – Ausdruck moderner Jugend

Musik bleibt ein zentrales Element jugendlicher Identität. In Deutschland dominieren aktuell Hip-Hop, Rap, Deutschpop und elektronische Musik. Künstler wie Apache 207, Juju oder RIN treffen den Nerv der Zeit, ihre Texte spiegeln Lebensgefühl, Widersprüche und Sehnsüchte junger Menschen.

Mode ist ebenso Ausdrucksmittel. Streetwear, Vintage, Genderfluid-Styles und bewusster Konsum sind wichtige Trends. Jugendliche nutzen Kleidung, um Statements zu setzen – oft gegen Konventionen, für mehr Freiheit und Diversität.

Auch die Sprache der Jugend verändert sich rasant. Jugendsprache integriert Begriffe aus dem Englischen, aus migrantischen Milieus oder der Internetwelt. Slang, Ironie und Kreativität prägen den Sprachgebrauch. Gleichzeitig entwickeln sich eigene Codes und Ausdrucksformen, die oft nur in bestimmten Gruppen verstanden werden – ein klassisches Merkmal von Jugendkultur.


Zwischen Selbstverwirklichung und Leistungsdruck

Ein zentrales Spannungsfeld für junge Menschen in Deutschland ist der Wunsch nach Selbstentfaltung auf der einen Seite – und der Druck durch Schule, Familie und Gesellschaft auf der anderen. Der Leistungsdruck ist hoch: Gute Noten, soziales Engagement, digitale Kompetenz, Fitness, Stil – alles soll gleichzeitig erfüllt werden.

Social Media verstärkt diesen Druck. Der ständige Vergleich mit scheinbar perfekten Leben kann zu Unsicherheiten, Selbstzweifeln und psychischen Problemen führen. Themen wie Depression, Angststörungen und Burnout sind in der Jugend längst keine Ausnahme mehr.

Gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach Sinn, Entschleunigung und Authentizität. Viele Jugendliche suchen Alternativen zum „Höher, schneller, weiter“ – etwa in Form von Achtsamkeit, Minimalismus oder sozialem Engagement.

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Was ist eigentlich „typisch deutsch“? Diese Frage klingt auf den ersten Blick simpel, doch bei näherem Hinsehen eröffnet sie ein komplexes Bild – geprägt von Tradition und Moderne, von Eigenwahrnehmung und Fremdzuschreibung, von Stereotypen und Realität. In einer Zeit, in der sich Deutschland in einem stetigen Wandel befindet – gesellschaftlich, kulturell und wirtschaftlich –, ist es umso interessanter, was heute als „typisch deutsch“ gilt.

Zwischen Klischee und Wirklichkeit

Wenn man im Ausland fragt, was als „typisch deutsch“ gilt, bekommt man häufig eine ähnliche Liste: Pünktlichkeit, Ordnung, Effizienz, Disziplin, Bier, Wurst, Lederhose, Autos – und vielleicht noch der berühmte „deutsche Humor“ (oder dessen angebliche Abwesenheit). Diese Klischees halten sich hartnäckig, und viele Deutsche selbst lachen darüber oder bestätigen sie augenzwinkernd.

Doch diese Bilder greifen zu kurz. Sie spiegeln meist überholte oder einseitige Vorstellungen wider, die nicht die Vielfalt der modernen deutschen Gesellschaft erfassen. Deutschland ist heute mehr als Schwarzbrot und Gartenzwerg – es ist ein Land im Wandel, offen, vielfältig und international vernetzt.

Werte und Tugenden – noch immer „typisch deutsch“?

Einige Eigenschaften, die oft mit „typisch deutsch“ in Verbindung gebracht werden, haben tatsächlich einen historischen Hintergrund. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit beispielsweise sind tief in der deutschen Arbeitskultur verankert und werden gesellschaftlich hoch geschätzt. Viele Deutsche empfinden es als Zeichen von Respekt, Termine einzuhalten und gut vorbereitet zu sein.

Auch ein gewisser Hang zur Planung und Organisation gilt als charakteristisch: Von der Mülltrennung über Urlaubsbuchungen Monate im Voraus bis zur Vereinsstruktur im Freizeitbereich – Struktur ist vielen wichtig. Dabei geht es nicht nur um Effizienz, sondern auch um ein Bedürfnis nach Sicherheit und Ordnung in einer oft komplexen Welt.

Doch gerade die jüngere Generation bringt zunehmend andere Werte ins Spiel: Kreativität, Flexibilität, Diversität, Individualität – das „typisch Deutschsein“ bekommt neue Farben.

Sprache und Kommunikation: Direkt, aber ehrlich

Die direkte Art der Kommunikation gilt ebenfalls als typisch deutsch. Was man denkt, das sagt man – ohne viel Umschweife. Für viele Ausländer wirkt das zunächst schroff oder unhöflich, doch hinter dieser Direktheit steckt oft ein Streben nach Klarheit und Offenheit.

Gleichzeitig verändert sich auch die Sprache. Anglizismen, Jugendsprache, migrantisch geprägte Ausdrucksweisen – die deutsche Sprache ist heute vielschichtiger denn je. „Typisch deutsch“ ist daher auch die Fähigkeit, sich sprachlich anzupassen und weiterzuentwickeln.

Kulinarik und Lebensstil – jenseits von Wurst und Sauerkraut

Auch in kulinarischer Hinsicht ist Deutschland heute nicht mehr nur das Land der Bratwurst. Zwar gehören regionale Spezialitäten wie Weißwurst, Currywurst oder Schwarzwälder Kirschtorte immer noch zum kulturellen Erbe, doch der moderne deutsche Speiseplan ist international geprägt.

Italienische, türkische, asiatische und vegane Küche sind in deutschen Städten alltäglich. Besonders junge Menschen legen zunehmend Wert auf gesunde, nachhaltige und bewusste Ernährung. Food-Trends wie Bio-Produkte, Urban Gardening oder „Zero Waste“ sind längst Teil des modernen deutschen Alltags.

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Deutschland ist ein Land mit einer reichen kulturellen Geschichte und tief verwurzelten Traditionen. Ob es sich um religiöse Bräuche, regionale Feste, kulinarische Besonderheiten oder Handwerkskunst handelt – viele dieser Traditionen reichen Jahrhunderte zurück und prägen bis heute das gesellschaftliche Leben. Doch in einer zunehmend globalisierten und digitalen Welt stehen diese Traditionen vor neuen Herausforderungen. Der Wandel der Gesellschaft, technologische Entwicklungen und der Einfluss anderer Kulturen führen dazu, dass sich viele Bräuche verändern oder gar verschwinden. Gleichzeitig erleben manche Traditionen eine bewusste Wiederbelebung – als Antwort auf die Sehnsucht nach Identität und Kontinuität.

Die Wurzeln der deutschen Traditionen

Die kulturelle Vielfalt Deutschlands spiegelt sich besonders in den regionalen Unterschieden wider. Bayern mit seinem weltberühmten Oktoberfest, dem Dirndl und der Lederhose unterscheidet sich deutlich von Norddeutschland mit seinen maritimen Festen und Plattdeutsch. Auch religiöse Traditionen spielen eine große Rolle: In katholisch geprägten Regionen wie Bayern oder Rheinland-Pfalz sind Fronleichnamsprozessionen oder das Dreikönigssingen noch heute fest verankert.

Darüber hinaus sind es auch Handwerkstraditionen wie das Bäckerhandwerk, das deutsche Bierbrauen – seit dem Reinheitsgebot von 1516 – oder die Herstellung von Weihnachtsdekorationen aus dem Erzgebirge, die die kulturelle Identität Deutschlands prägen.

Der Wandel durch Modernisierung und Globalisierung

Mit der Industrialisierung und insbesondere durch die Digitalisierung hat sich die deutsche Gesellschaft grundlegend verändert. Arbeitswelten, Freizeitgestaltung, Familienstrukturen – vieles ist heute nicht mehr so wie vor 50 oder 100 Jahren. Damit einher geht auch ein Wandel in der Art, wie Traditionen gelebt werden.

Viele Feste, wie das Erntedankfest oder das Osterfeuer, verlieren an Bedeutung, insbesondere in urbanen Regionen. Junge Generationen haben häufig weniger Bezug zu religiösen oder ländlich geprägten Bräuchen. Auch Globalisierung und Migration bringen neue Einflüsse: Weihnachten wird in multikulturellen Familien oft mit neuen Elementen ergänzt, oder ganz neue Festtage wie das Zuckerfest oder Diwali werden in den gesellschaftlichen Alltag integriert.

Tradition als Identitätsanker

Doch nicht alle Traditionen verschwinden – im Gegenteil: In vielen Teilen Deutschlands erlebt man eine bewusste Rückbesinnung auf alte Bräuche. Trachtenvereine, Handwerksmärkte oder regionale Volksfeste werden nicht nur von älteren Menschen besucht, sondern zunehmend auch von jungen Familien oder Touristen, die Authentizität und Regionalität schätzen.

Gerade in Zeiten von Krisen, politischen Umbrüchen oder gesellschaftlicher Unsicherheit suchen viele Menschen Halt in vertrauten Ritualen und Traditionen. Diese bieten Orientierung, Gemeinschaftsgefühl und ein Gefühl von Zugehörigkeit.

Auch die deutsche Küche erlebt eine Renaissance: Hausgemachtes Sauerkraut, Brotbacken oder das Bierbrauen in kleinen Privatbrauereien gewinnen wieder an Popularität – nicht nur aus nostalgischen Gründen, sondern oft auch im Kontext von Nachhaltigkeit, Regionalität und „Slow Food“.

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Die digitale Transformation hat in den letzten Jahrzehnten alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland erfasst. Sie verändert, wie Menschen kommunizieren, arbeiten, lernen, konsumieren und sich politisch oder kulturell beteiligen. Gleichzeitig bringt sie tiefgreifende soziale und psychologische Herausforderungen mit sich.

Die digitale Infrastruktur in Deutschland ist gut ausgebaut, doch nicht flächendeckend. Während Ballungsräume von schnellem Internet profitieren, sind ländliche Regionen teilweise noch unterversorgt. Hinzu kommt die soziale Dimension: Nicht alle Bevölkerungsgruppen haben gleichermaßen Zugang zur digitalen Welt. Ältere Menschen, bildungsferne Schichten und einkommensschwache Haushalte sind häufig benachteiligt. Diese digitale Kluft gefährdet die Chancengleichheit und gesellschaftliche Teilhabe.

Digitale Kompetenzen sind zur Grundvoraussetzung für Bildung, Beruf und gesellschaftliches Leben geworden. Doch viele Menschen fühlen sich überfordert oder ausgeschlossen. Digitale Bildung ist deshalb ein zentraler Bestandteil der gesellschaftlichen Entwicklung. Schulen, Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen stehen vor der Aufgabe, nicht nur technisches Wissen zu vermitteln, sondern auch kritisches Denken, ethische Reflexion und Medienmündigkeit zu fördern.

Künstliche Intelligenz, Big Data, Smart Homes und Automatisierung verändern das tägliche Leben. Viele dieser Technologien sind längst in deutschen Haushalten angekommen – oft unbemerkt. Sprachassistenten, Streamingdienste, personalisierte Werbung oder intelligente Heizsysteme sind nur einige Beispiele. Diese Entwicklung bringt Komfort, birgt aber auch Risiken wie Datenschutzverletzungen, Überwachung und den Verlust menschlicher Kontrolle.

Die Arbeitswelt erlebt durch die Digitalisierung einen tiefgreifenden Wandel. Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, digitale Plattformarbeit und die Entgrenzung von Arbeit und Freizeit sind neue Realitäten. Gleichzeitig steigt der Druck auf Beschäftigte, sich stetig weiterzubilden und anzupassen. Digitale Technologien schaffen neue Berufe, lassen aber auch traditionelle Tätigkeiten verschwinden.

Auch in der Bildung schreitet die Digitalisierung voran, wenn auch langsamer als in anderen Bereichen. Digitale Medien, Lernplattformen und hybride Unterrichtsformen gehören inzwischen zum Alltag vieler Schulen und Universitäten. Allerdings bestehen große Unterschiede zwischen den Bundesländern, zwischen gut ausgestatteten Schulen und solchen, die kaum digitale Infrastruktur besitzen. Der Digitalpakt Schule ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht aber nicht aus, um langfristig eine flächendeckend digitale Bildung zu gewährleisten.

Die Art und Weise, wie Menschen kommunizieren, hat sich grundlegend verändert. Messenger-Dienste, soziale Netzwerke und Videokonferenzen ermöglichen schnelle und ortsunabhängige Kommunikation, führen aber auch zu Vereinsamung, Aufmerksamkeitsverlust und oberflächlicheren Kontakten. Besonders junge Menschen erleben durch den ständigen Vergleich in sozialen Medien psychischen Druck und verlieren zunehmend den Bezug zur analogen Welt.

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